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Quarantäne

  • Autorenbild: AlinaB77
    AlinaB77
  • 26. Aug. 2022
  • 1 Min. Lesezeit

Ab und an sitze ich auf dem Balkon und schaue durch ein grünes Netz auf die Straße runter. Ich schiebe meinen Fake- Für- Leoparden- Mantel fest vor meine Brust und lausche dem monotonen Geräusch der dicht befahrenen Torstraße. Dann streife ich kurz über meine warme Stirn, bevor ich meine Nase schnäuze. Unser Haus ist eines der letzten nicht sanierten Häuser in der Mitte von Berlin, denke ich. Hier auf dem Balkon zu sitzen, ist gefährlich und illegal. Ich darf hier gar nicht sitzen, weil mir jeden Moment ein Stein von der Fassade auf den Kopf knallen kann. Und dafür möchte der ständig wechselnde Hauseigentümer nicht verantwortlich sein. Aber das Bedürfnis nach Licht und Luft ist einfach stärker. Außerdem muss ich es verhindern, mich meiner angeborenen Klaustrophobie hinzugeben. Bereits am zweiten Tag der Quarantäne bemerke ich, wie ich immer wieder bestimmte Routen in der Wohnung ablaufe. Ich eingesperrtes, hirnverbranntes Menschlein. Nun gut. Zuletzt sind es mal wieder die Kinder, die mich nicht komplett abdriften lassen. Mir aber auch, wie kann es anders sein, zusätzliches Kopfhämmern verursachen. Nur noch vier Tage durchhalten, denke ich. Gerade will ich aufstehen und zurück in die Wohnung gehen, als mir ein riesiger Betonklumpen vor die Füße knallt. Ich nehme ihn mit in mein zerwühltes Bett und lege ihn auf meinen Bauch.


 
 
 

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